Karoline Redler
geb. Schwärzler
Hausfrau. Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime. Hingerichtet.
Lebenslauf
Karoline Redler, geb. Schwärzler, wurde am 16.2.1883 in Bregenz geboren. Sie war Hausfrau. Nach der Volksschule besuchte sie die französische Schule in der Schweiz und das Lyzeum bei den Englischen Fräuleins in Lindau. Sie hatte zwei Söhne (einer fiel am 2. 11. 1943 auf der Krim, der andere konnte nach Kanada flüchten), und eine Tochter. 1934 war Karoline Redler Referentin des Mutterschutzwerkes der vaterländischen Front.
Widerstand, Verhaftung, Todesurteil
Am 5. 10. 1943 wurde Karoline Redler verhaftet und am 14. 12. 1943 wegen Haftunfähigkeit enthaftet. Am 1. 8. 1944 kam sie in Untersuchungshaft und wurde im Sommer 1944 nach Wien überstellt. Am 25. 8. 1944 wurde sie zum Tode verurteilt. Am 8.11.1944 erfolgte ihre Hinrichtung im Landesgericht I in Wien.
Aus dem Urteil
„(…) hat sich im Warteraum eines Heilkundigen im August 1943 zu ihr unbekannten Frauen defätistisch geäußert, insbesondere erklärt, Deutschland habe den Krieg gewollt, die Bomben in der Ostmark würden nicht von den Feinden, sondern von Deutschen geworfen. Sie wurde deshalb wegen Wehrkraftzersetzung und Feinbegünstigung zum Tode und Ehrverlust auf Lebenszeit verurteilt. (…) Als gefährlicher Feind der inneren Front muss sie deshalb der Todesstrafe verfallen.“
Abschiedsbrief aus der Armensünderzelle im Landesgericht I Wien, vom 8.11.1944 (Auszug)
"Mein lieber Richard! Nun ist es so weit und ich muss euch allen den letzten Brief schreiben. Ich habe nie so recht an eine Begnadigung geglaubt, deshalb kommt das Urteil nicht so überraschend für mich. Heute vor acht Tagen habe ich das große Glück gehabt, dich und Annie noch zu sehen, es war meine letzte Freude. Wenn ihr diesen Brief bekommt, habe ich ausgelitten, dann seid auch ihr erlöst von der Qual des Hoffens und Bangens. Noch ein paar schwere Stunden, dann bin ich drüben bei meinem lieben Kurt und allen, die mir im Tod vorausgegangen sind. Ich bin gewiss, dass die vielen Gebete, die für mich verrichtet wurden, mir diesen letzten Tag und den letzten Gang erleichtern werden..."
Quelle: Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. Band 3, Seite 1425. Wiener Stern Verlag 2016
Erinnerungstafel für Karoline Redler am Geburtshaus
In den 1960er Jahren ließ der Neffe Paul Schwärzler eine Erinnerungstafel am Geburtshaus Karoline Redlers (Pircher Haus) in der Bregenzer Rathausstraße anbringen.
Gedenkort - Landesgericht für Strafsachen Wien
Im ehemaligen Hinrichtungsraum des Landesgericht für Strafsachen Wien findet sich ihr Name auf einer der Gedenktafeln.
Grab am städtischen Friedhof in Bregenz
Ursprünglich Gruppe 40. Exhumiert und am 25. 10. 1946 am städtischen Friedhof in Bregenz begraben.
Der Grabstein enthält die Inschrift: „Selig sind die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen denn ihrer ist das Himmelreich.“
Gedenkort - Gruppe 40, Zentralfriedhof
In der Gruppe 40 wurden die im Wiener Landesgericht Hingerichteten beerdigt. 2013 wurde die Gruppe 40 zur Nationalen Gedenkstätte erklärt.
Quellen und Bildnachweise
- Willi Weinert, "Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer". 4. Auflage Wiener Stern Verlag, 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
- Bild Fallbeil/Guillotine: Leihgeber Kurt Brazda
- Andere Bildrechte: Angabe bei Anklicken des Bildes (Bildinformation)
- Andere Bilder: Privatbesitz oder Verein Zur Erinnerung
Hauptwerke zur Gruppe 40
- Willi Weinert, „Mich könnt ihr löschen, aber nicht das Feuer“. Biografien der im Wiener Landesgericht hingerichteten WiderstandskämpferInnen gegen das NS-Regime. Ein Führer durch die Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof. 4. Auflage Wiener Stern Verlag 2017
- Lisl Rizy, Willi Weinert, „Mein Kopf wird euch auch nicht retten“. Korrespondenzen österreichischer WiderstandskämpferInnen aus der Haft. 4 Bände. Wiener Stern Verlag 2016
Weiterführende Informationen
- DÖW Katalog zur permanenten Ausstellung. Hg. v. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands, Wien 2006
- Wolfgang Neugebauer, Der österreichische Widerstand 1938-1945, Wien 2008
- Die Geschichte des Grauen Hauses und die österreichische Gerichtsbarkeit, Wien 2012
- DÖW (Hg.) Widerstand und Verfolgungen in den österreichischen Bundesländern (Wien, Burgenland, Oberösterreich, Tirol, Niederösterreich, Salzburg), Wien 1975-1991
- Heinz Arnberger, Claudia Kuretsidis-Haider (Hg.) Gedenken und Mahnen in Niederösterreich. Erinnerungszeichen zu Widerstand und Verfolgung, Exil, Befreiung, Wien 2011
- Brigitte Bailer, Wolfgang Maderthaner, Kurt Scholz (Hg.), „Die Vollstreckung verlief ohne Besonderheiten“, Wien
- Herbert Steiner, Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1995
- Herber Steiner, Zum Tode verurteilt: Österreicher gegen Hitler. Eine Dokumentation, Wien 1964
Web-Hinweise
- www.sternverlag.at - Wiener Stern Verlag
- www.doew.at - Dokumentationsarchiv des österr. Widerstands
- www.kz-verband.at - KZ-Verband/VdA
- www.freiheitskämpfer.at - Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen
- www.oevp-kameradschaft.at - ÖVP Kameradschaft der politisch Verfolgten
- www.nachkriegsjustiz.at - Zentrale österr. Forschungsstelle Nachkriegsjustiz
- www.archiv.wien.at - Wiener Stadt- und Landesarchiv
- www.friedhoefewien.at - Friedhöfe Wien